Seit einigen Monaten steht auf den Tagesordnungen unserer Kirchenvorstandssitzung immer mal wieder ein Punkt: „Zukunftsgemeinschaft“.
Worum geht es?
Keiner von uns kann in die Zukunft schauen und weiß genau, was sie bringen wird. Aber Menschen, die sich mit Zahlen und Statistiken, mit Demographie und Planungszeiträumen auskennen, sagen, dass wir vor größeren Veränderungen stehen. In der Gesellschaft genauso wie in der Kirche.
In der Kirche sehen wir zum Beispiel jetzt schon, dass die Zahl der Hauptamtlichen (Pastor*innen, Diakon*innen, Kirchenmusiker*innen...), die in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen, deutlich über der Zahl derer liegt, die in diesen Berufsgruppen einen Ausbildungsabschluss machen oder überhaupt die Ausbildung beginnen. Gleichzeitig werden unsere Gemeinden kleiner. Wir verlieren mehr Mitglieder durch Tod oder Austritt als durch Taufe oder Wiedereintritt zu unserer Gemeinde hinzukommen. Und ein Drittes: Auch die Finanzmittel der Kirchengemeinden gehen deutlich zurück.
Es gäbe nun die Möglichkeit, abzuwarten und zu hoffen, dass die Entwicklung vielleicht doch nicht so dramatisch und schnell verlaufen möge.
Unser Kirchenkreis Lüneburg hat sich für einen anderen Weg entschieden. Wir sind als Kirchengemeinden aufgefordert, miteinander in Überlegungen einzusteigen, wie wir der Zukunft und den damit zusammenhängenden Herausforderungen und Veränderungen gemeinsam besser begegnen können. Und das nicht irgendwann, sondern ab sofort mit einem ersten Etappenziel im Jahr 2035.
Dafür galt es, in einem ersten Schritt Partnergemeinden in der Nachbarschaft zu finden, mit denen wir fortan enger zusammenarbeiten wollen. Wie das konkret aussehen wird, das müssen wir erst noch zusammen herausfinden. Aber die Gemeinden haben wir schon mal gefunden:
Mit der Kirchengemeinde Embsen sind wir sowieso schon seit 2011 pfarramtlich verbunden und arbeiten schon länger an verschiedenen Punkten zusammen. Die Kreuzkirchengemeinde vom Bockelsberg grenzt nördlich an unsere Gemeinde. Auch hier gibt es schon länger Verbindungen, zum Beispiel über den gemeinsamen Himmelfahrtsgottesdienst in Barnstedt. Mit der Hippolit-Kirchengemeinde Amelinghausen und der Martinus-Kirchengemeinde Deutsch Evern gibt es Anknüpfungspunkte oder wird es zukünftig welche geben. So z.B. der diesjährige Himmelfahrtsgottesdienst in Barnstedt.
Wir fünf Kirchengemeinden machen uns als Zukunftsgemeinschaft Süd-West nun auf den Weg ins Jahr 2035 und darüber hinaus.
Erste Schritte:
Am Anfang soll das bessere Kennenlernen der Gemeinden untereinander stehen: Wir berichten auf unseren Internetseiten und in den Gemeindebriefen voneinander. Wir laden uns gegenseitig zu Veranstaltungen und Gottesdiensten ein. Wir feiern alle miteinander.
Auf der Ebene der Hauptamtlichen werden wir die gemeinsame Urlaubs- und Vertretungsplanung fortführen. Aber auch außerhalb der Urlaubszeiten wollen wir den Blick über die eigene Gemeindegrenze wagen und zum Beipiel ab und zu im Gottesdienst mit einem Kollegen/einer Kollegin die Kanzel tauschen.
Die größte Herausforderung:
Ab nächstem Jahr geht es auch um konkrete Zukunftsplanungen, sei es im Hinblick auf die Pfarr- und Diakon*innenstellen, oder zum Beispiel beim Gebäudebedarf. Als Zukunftsgemeinschaft Süd-West sind wir gefordert, Konzepte und Szenarien für die gesamte Zukunftsgemeinschaft zu entwickeln, mit Hilfe derer wir Stellenfreigaben beantragen können. Die Planungsgröße ist dann nicht mehr wie bisher nur die eigene Kirchengemeinde.
Eine Chance:
Wenn Gemeindeglieder, auch Kirchenvorsteher*innen und Pastor*innen, das erste Mal von diesen Neuerungen hören, haben viele Angst, dass etwas verloren geht. Wir brauchen immer eine Beheimatung, unsere Kirche, unsere Gemeinde, unsere Menschen. Das soll auch nicht verloren gehen!
Aber je kleiner eine Gemeinde wird, je mehr am Stellenumfang gekürzt wird, desto mühsamer wird die Arbeit vor Ort und umso weniger attraktiv wird eine Kirchengemeinde für Menschen, die sich überlegen, ob sie sich auf eine frei gewordene Stelle bewerben wollen.
Darum wollen wir zusammenarbeiten! Wir wollen ein fröhliches und funktionierendes Gemeindeleben an all unseren Orten. Wir möchten Dinge, die wir besonders gut können, gemeinsam mit allen oder auch stellvertretend für die anderen anbieten. Wir wollen davon profitieren, dass nicht jeder alles können muss und keiner alles allein! Wir wollen attraktiv bleiben, für Menschen, die neu zu uns kommen, um mit und für uns zu arbeiten.
Und wir hoffen, dass wir alle auch hin und wieder den Blick über die eigene Kirchturmspitze hinweg wagen. Sehen wir die Nachbarn nicht als Konkurrenten, sondern als Verbündete! Bauen wir gemeinsam weiter!